Diese Zeit des Jahres ist wohl die aufregendste und verlockendste im Jahr. In dieser Woche erwacht die maltesische religiöse Kultur zu vollem Leben und zur Verwunderung vieler Touristen, die zu dieser Zeit dort verweilen. In den Kirchen finden die Feierlichkeiten in ungewöhnlich hohen Mengen an Farben, Blumen und Emotionen statt.
Die Karwoche beginnt mit der Prozession von Id-Duluri. Die Prozession mit der Statur der heiligen Jungfrau Maria findet gewöhnlich an dem Freitag vor Palmsonntag statt.
Die Menschen schreiten wie es die Tradition verlangt, barfuß durch die Prozession und beten. An diesem Tag fasten die Menschen bei Brot und Wasser, um an den Sorgen der Heiligen Jungfrau Maria möglichst greifbar teilzunehmen. Sie essen an diesem Tag nichts anderes.
An Palmsonntag versammeln sich die Leute in der nächstgelegenen Kappelle der jeweiligen Kirchgemeinde. Der Geistliche segnet die Palmblätter und Olivenzweige mit Weihwasser und verteilt diese an die Gemeinde, nachdem sie mit beweihräuchert wurden. Der Geistliche und seine Gemeinde ziehen, ihre Palmenblätter und Olivenzweige wedelnd von der Kapelle zur Hauptkirche. Dieser Zug soll an die dramatische Prozession von Jesus bei seinem Einzug nach Jerusalem vor seinem Tod erinnern. Danach werden die Palmblätter und Olivenzweige mit nach Hause genommen und gut sichtbar befestigt, um das Böse vom Haus fernzuhalten.
Die Gläubigen versammeln sich wieder an Gründonnerstagabend. Am Ende der Messe trägt der Geistliche die heiligen Sakramente vom Hochaltar zum Ruhealtar, bekannt als Is-Sepulkru. Der Ruhealtar wird von vielen Kerzenreihen erleuchtet, umgeben von Frühlingsblumen und Samenschalen. Es ist sehr populär unter den Einheimischen jeder Klasse, den Is-Sepulkru paarweise oder in Gruppen zum Beten aufzusuchen. Da es in jeder Kirche einen wunderschönen Ruhealtar gibt, besuchen viele sieben statt nur einen Altar, um dort zu beten.
Ein besonders nennenswerter Sepulkru ist in der Gozo Cathedral zu finden. Eine barocke Holzstruktur ähnlich einer Grabstätte, nimmt eine gesamte Kapelle in der linken Seite ein. Der Höhepunkt der Karwoche ist Karfreitag. Die Hauptattraktion sind sieben lebensgroße Holztafeln, die die Leidensstationen von Jesus Christus zeigen: Christus am Ölberg, die Geißelung am Kreuz, die Dornenkrönung, die Kreuzigung, das Begräbnis und Maria, die Schmerzensreiche. Die Statuen sind Pappmache-Figuren, die meisten edel eingekleidet in Samt, so wie die in Sevilla.
Die majestätische Darstellung ist die Kreuzigung. Sie zeigt Jesus am Kreuz mit dem heiligen Apostel Johannes auf der einen Seite und seiner Mutter, der heiligen Jungfrau Maria und der anderen Seite. Zu seinen Füßen kniet umarmt Maria Magdalena seine Füße, während ein Soldat Jesus eine Lanze in die Seite stößt.
In der Prozession in Victoria heben Scharen von Kindern und Teenagern den Prunk des Festzuges hervor, in dem sich in Kostümen aus dieser Zeit verkleiden. Am eindrucksvollsten sind die römischen Legionäre, Glanz der Brustplatten, Speere und Schilder, die sich mit Trompeten und Schlagzeug ankündigen. Eine lokale Band begleitet die Prozession. St. Georges Parish hält die Messe in traditioneller, maltesischer Form seit Generation unter Teilnahme der Fratellanza und verschiedenen Kettenträgern, die jeder Statur folgen. Die Kettenträger sind für gewöhnlich in Kapuzen verkleidete Männer, die Fußketten hinter sich herziehen als ein Bußakt oder aufgrund eines Eides den sie geleistet haben. Die Statur der Schmerzensreichen wird am Ende der Prozession getragen, gefolgt von Scharen ihrer Anhänger.
Andere Gozitanische Gemeinden folgen ihrer eigenen Form der Karfreitagsprozession. Nennenswert sind die spektakulären Festzüge von Xaghra, Nadur und Xewkija, die letztere findet normalerweise am Freitag vor Karfreitag statt.